Bipolare Störungen (manisch-depressive Erkrankungen)

Stimmungsschwankungen kennt jeder – an manchen Tage fühlen wir uns stark, selbstbewusst und voller Tatendrang, an anderen Tagen ist die Gemütslage eher gedrückt. Diese Stimmungsveränderungen sind ganz normale Reaktionen auf entsprechende Alltagssituationen und ein wesentlicher Bestandteil unseres täglichen Lebens.

Menschen mit einer bipolaren Störung (auch als manisch-depressive Erkrankung bezeichnet) fallen jedoch oft ohne nachvollziehbare Gründe von einem Extrem ins andere. Dabei entwickeln diese Stimmungsschwankungen eine Eigendynamik, die durch den Einfluss äußerer Umstände nicht mehr erklärt werden kann.

Eine bipolare Erkrankung bedeutet aber nicht nur, dass die Stimmung des Patienten beeinträchtigt ist. Das Denken, Handeln und die Gefühle sind ebenso betroffen wie die Fähigkeit zur Alltagsbewältigung. Im Spannungsfeld zwischen Manie und Depression ist ein geregeltes Leben kaum mehr möglich.

Je nach Ausprägung der Störung können bei manchen Betroffenen lange Zeiträume zwischen den manischen und depressiven Episoden liegen, bei anderen sind die Abstände eher kurz. Oftmals gehen die Phasen auch direkt ineinander über.

Die Gefühlslage während einer manischen Episode ist ungewöhnlich gehoben bis hin zu euphorisch, viele Patienten fühlen sich jedoch auch gereizt. Obwohl es zunächst zu gesteigerter Leistungsfähigkeit kommen kann, stellen die Symptome eine schwere Beeinträchtigung der Lebensführung dar.

Innere Unruhe, Konzentrationsschwierigkeiten, ein vermindertes Schlafbedürfnis, leichtsinniges Verhalten und eine überhöhte Selbsteinschätzung können zu sozialen Konsequenzen führen. Oft kommt es zu unüberlegten und teilweise gefährlichen Handlungen mit weitreichenden negativen Folgen im Privat- und Berufsleben.

Sind diese manischen Phasen schwach ausgeprägt und die Konsequenzen weniger belastend, so spricht man von einer hypomanen Episode. Bei schweren Manien können auch Symptome einer Psychose hinzukommen, beispielsweise Größen- oder Verfolgungswahn.

Die Symptome während einer depressiven Phase ähneln dem Krankheitsbild einer Depression, bei der keine Manien auftreten. Betroffene fühlen sich niedergeschlagen und antriebslos. Sie verlieren ihre Lebensfreude und ihr Selbstwertgefühl. Reue und Schuldgefühle über das, was während einer Manie getan wurde, treten in einer depressiven Episode häufig zum Vorschein.

Die Ursachen für eine manisch-depressive Störung sind vielfältig und umfangreich. Nach neuesten Erkenntnissen entstehen bipolare Erkrankungen durch eine Wechselwirkung von biologischen, psychischen und sozialen Faktoren.

Genetisch bedingt können manche Menschen anfälliger sein, an einer bipolaren Störung zu erkranken. Ein Ungleichgewicht bestimmter Botenstoffe im Gehirn (Neurotransmitter) erhöhen das Risiko für diese Erkrankung.

Aber auch psychische und soziale Faktoren haben einen erheblichen Einfluss auf die Entwicklung und den Verlauf der Störung. Anhaltender Stress, traumatische Erfahrungen, große Veränderungen und Lebenskrisen können Auslöser für die Entwicklung der Erkrankung sein. Wenn darüber hinaus kein vertrautes soziales Netzwerk besteht, welches den Betroffenen auffängt und unterstützt, ist die Anfälligkeit erheblich gesteigert. Die größte Prävalenz besteht im zweiten und dritten Lebensjahrzehnt.

Leider warten die meisten viel zu lange, bis sie professionelle Hilfe aufsuchen, obwohl eine frühzeitige Diagnose durch einen qualifizierten Facharzt und eine dementsprechend gezielte Therapie die Lebensqualität wesentlich verbessern kann.

Am hilfreichsten hat sich bei der Behandlung eine Kombination aus Medikamenten (Psychopharmaka) und Psychotherapie erwiesen. Die Medikamente können dazu beitragen, die Stimmung langfristig stabil zu halten, um Phasen mit Manien und Depressionen entgegenzuwirken. Eine individuell abgestimmte Psychotherapie ergänzt die Behandlung und fördert den positiven Verlauf aus der Störung.

Als Facharzt für Psychiatrie und Psychotherapie werde ich auf Sie eingehen, Ihre persönlichen Problemstellungen und Stärken beachten und Ihnen helfen, Ihre Erkrankung besser zu verstehen. In meiner fachärztlichen Praxis in Willich werden wir gemeinsam Strategien erarbeiten, damit Sie einen Stimmungsumschwung besser erkennen und vorbeugen können, so dass Sie Ihre Balance wiederfinden und ein insgesamt ausgewogenes Leben führen können.